Unterschied: Rede, Vortrag, Referat und Präsentation

In der Alltagssprache nehme ich es nicht immer ganz genau. Manchmal sage ich Tempo, auch wenn das Papiertaschentuch gar kein echtes „Tempo“ ist . Oder ich sage: „Morgen halte ich eine Präsentation an der Uni“. Korrekt wäre aber zu sagen: „Morgen halte ich einen Vortrag an der Uni“.

In diesem Beitrag geht es um genau die korrekte Abgrenzung zwischen den Begriffen Rede, Vortrag, Referat und Präsentation.

  •  Für Dich ist nach diesem Beitrag klar, warum ich in den anderen Texten manchmal Vortrag, mal Referat und mal Präsentation schreibe, obwohl das (auch für mich) im Alltagsgebrauch Synonyme sind.
  •  Kurz auf den Punkt gebracht kannst Du Dir folgende vereinfachte Formel merken:

Präsentation + Rede = Vortrag = Referat

Die ausführlichere Darstellung gibt’s jetzt. Ich stelle Dir die Begriffe Rede, Vortrag, Referat und Präsentation vor, benenne die Unterschiede und bringe die Begriffe in einen Zusammenhang.

Festzuhalten ist vorneweg, dass alle vier Begriffe eine Art der Informationsübermittlung einer Person an mindestens eine andere Person, meist aber eine Gruppe, bezeichnen.

Rede

Die Rede ist die klassische Form, vor einem Publikum zu sprechen und dabei Informationen zu übermitteln. Diese Informationsübermittlung geschieht bei der Rede rein mündlich.

Rhetorik Theater Sizilien

Die Länge einer Rede ist dabei sehr variabel: Von einer kurzen Impulsrede (überragendes Beispiel von Al Pacino (externer YouTube-Link) im Film Any given sunday) bis hin zu einer Rede von mehreren Stunden ist vieles möglich.

Eine Rede kann nach Marcus Tullius Cicero, selbst einer der brillantesten Redner, die es je gegeben hat, drei Ziele bzw. Funktionen haben:

Redeziele nach Cicero
  • docere = belehren. Ein Redner soll in seiner Rede sein Publikum belehren. Er soll Wissen vermitteln, indem er Fakten nennt und Argumente für eine logische Erklärung hervorbringt.
  • delectate = erfreuen. Zudem wusste schon Cicero, dass reine Fakten auf Dauer langweilig sind. Der Redner sollte mit seiner Rede auch das Publikum erfreuen und unterhalten, indem er etwa besondere rhetorische Ausschmückungen verwendet. Eine Rede soll somit nicht nur informativ, sondern auch „schön“ sein.
  • movere = bewegen. Das dritte Ziel einer Rede ist nach Cicero die Vermittlung einer Botschaft. Der Redner soll das Publikum auch zu etwas bewegen, etwas in ihm auslösen. Eine Rede ist also nach Cicero auch dazu da, das Publikum von seinem Standpunkt zu überzeugen oder, wenn man so will, das Publikum zu überreden.

Diese Funktionen einer Rede können in einer Rede verschieden gewichtet werden, abhängig vom gewünschten Wirkungsziel.

Gleichwohl macht eine sehr gute Rede aus, dass von allen drei Funktionen Elemente dabei sind.

Gerade die letze Funktion der Rede brachte der Redekunst (Rhetorik) bisweilen in Verruf, da bei einer guten Rede sehr oft manipulative Elemente (der movere-Anteil!) dabei sind.

Eine gute Rede möchte auch überzeugen und somit das Denken der Zuhörer beeinflussen.

Eine gute Rede kann – muss aber nicht – auch eine moralisch gute Rede sein, wie einige der folgenden Beispiele für herausragende Redner zeigen:

Cicero, Dr. Martin Luther King jr., Adolf Hitler, Franz Josef Strauß, Herbert Wehner, Barack Obama (externer YouTube Link), Winston Churchill, Joseph Goebbels, John F. Kennedy.

Eine der berühmtesten Reden mit den Worten I have a dream ist sicher folgende von Dr. Martin Luther King jr. Sie hat einen besonders hohen movere-Anteil: zu YouTube für die Rede

Vortrag

Ein Vortrag hat als Hauptziel die Vermittlung von Wissen, Informationen und Zusammenhängen. Hier steht sozusagen das „docere“-Ziel klar im Fokus. Einen Vortrag gut macht, wenn er zudem noch mitreißend (delectare) und in gewisser Weise auch bewegend (movere) ist (siehe dazu auch das Thema Infotainment).

Meist wird unter einem Vortrag verstanden, dass er von einem Experten auf einem bestimmten Gebiet gehalten wird, der in eben diesem Vortrag sein Expertenwissen vermittelt.

Durch den Einsatz von Medien wird ein Vortrag ergänzt, z.B. durch Bilder, Diagramme oder Stichpunkte, also: durch eine Präsentation; dazu gleich mehr.

Der Einsatz von Medien zusätzlich zum gesprochenen Wort und die stärkere Fokussierung auf die Wissensvermittlung unterscheidet einen Vortrag von einer puren Rede.

Ein Vortrag möchte bisweilen, wie bereits gesagt, durchaus überzeugen und bewegen, also zu Handlungen anregen. Beispielsweise kann das Ziel eines Vortrags sein, dass das Publikum aufgrund des Expertenwissens nun seine Sichtweise auf ein Problem ändert. Denkbar ist das bei einem Vortrag über das Thema Klimaschutz.

Ein weiteres Beispiel für den Wunsch, mit einem Vortrag „zu bewegen“, ist der Werbevortrag mit einer Produktpräsentation. Geradezu ein Muster für einen solchen Vortrag sind die Apple Keynotes (insbesondere die von Steve Jobs) , bei denen die Kernbotschaft lautet: Kauft dieses tolle, neue Produkt!

Referat

Das Referat ist die bekannteste Form des Vortrags im Rahmen von Schule und Hochschule.

Nach meinem Verständnis ist jedes Referat auch ein Vortrag aber nicht jeder Vortrag ein Referat.

Bei einem Referat ist die reine Wissensvermittlung das oberste Ziel, wobei eine anschauliche, unterhaltsame und interessant gestaltete Darbietung des Wissens ein Referat zu einem guten Referat macht, wie auch beim Vortrag.

Für eine gute Bewertung Deines Referats allerdings voranging ist, dass Du mit dem Referat zeigst, dass Du das Thema verstanden hast.

Beim Referat wird indirekt auch Deine Recherche, Deine Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, und Deine Wissenstiefe bewertet!

Wie bei jedem anderen Vortrag auch, erreichst Du die interessante Wissensvermittlung durch den Einsatz von Medien.

Warum Referat und Vortrag keine reinen Synonyme sind, ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass ein Referat nicht zum Ziel hat, das Publikum zu überreden, mancher Vortrag hingegen schon, wie ein Werbevortrag etwa.

Da sich diese Webseite direkt an Schüler oder Studenten wie Dich richtet, verwende ich hier die Begriffe Referat und Vortrag als Synonym, da ein Referat in diesem Rahmen auch immer ein Vortrag ist und klar ist, dass Du im Unterrichts bzw. Seminar keine Verkaufsvortrag zu halten hast.

Präsentation

Wie bereits nun schon angeklungen ist, versteht man unter Präsentation genau genommen nur das Mittel zum Zweck, das Deinen Vortrag unterstützt, also beispielsweise die Vortragsfolien, mit den Stichpunkten, Bildern oder den Schaubildern.

Der Ausdruck Powerpoint Präsentation ist also korrekt, denn genau die Powerpoint Datei ist Deine Präsentation, jedoch nicht der ganze Vortrag!

Die Präsentation ist nur das Beiwerk, um Dich bei der Wissensvermittlung zu unterstützen!

Dieses Beiwerk kannst Du nun so gestalten, dass es Dich bestmöglich unterstützt.

Die drei wichtigsten Punkte in Sachen Foliendesign sind für mich:

  • Übe Dich im Minimalismus: möglichst wenig Worte auf die Folie
  • Lasse Bilder für Dich sprechen
  • Nutze Diagramme und Infografiken zur Verdeutlichung

Für eine gute Präsentation gebe ich Dir auf diesem Blog einige Tipps, also Tipps für das Foliendesign bei Powerpoint oder gute Folien für einen Tageslichtprojektor (old school!)…

Update (06/2017):Prof. Dr. Henning Lobin definiert in seinem Buch Die wissenschaftliche Präsentation eine Präsentation in Abgrenzung zu einem Vortrag und einer Rede als das, was ich hier als Referat vorgestellt habe. Lobin versteht unter dem Inhalt einer Präsentation also die Vermittlung, Erläuterung, und Bewertung von Informationen. Visualisierungen über Grafiken sollen bei Präsentationen dabei das Abstrakte verständlicher machen (Lobin, S.9f.).

Zusammenfassung

Nochmal als Zusammenfassung die eingangs erwähnte Formel. Kurz auf den Punkt gebracht kannst Du Dir also Folgendes merken:

Präsentation + Rede = Vortrag = Referat

Zudem nochmals der Hinweis, dass bei der Bewertung von Referaten vor allem der Inhalt bewertet wird. Das heißt, Deine Recherche, Deine Auswahl der Infos und Deine Wissenstiefe sind für eine gute Bewertung in Form einer Benotung Deines Referats wichtiger als Deine Kunst am Computer durch Animationen etc.!

Dass bei der Bewertung also Inhalt vor Darstellung kommt, bestätigen sowohl Lehrer/innen als auch Dozenten/innen an der Uni.

Nachtrag: Ich werde auf diesem Blog wohl des Öfteren in die Gewohnheit verfallen, eben nicht so genau zu sein, sondern „Präsentation“ auch dann sagen, wenn eigentlich „Vortrag“ gemeint ist. Ich hoffe aber sehr, möglichst häufig die korrekte Bezeichnung zu verwenden.

Quellen / Weiterlesen

Eigner Blog (unter anderem): Von Steve Jobs lernen und Infotainment und 5 Dinge, die ich über Powerpoint gelernt habe

Basistext; Hauptquelle: schlosser.info/unterschied-rede-vortrag-referat-praesentation/

karrierebibel.de: Referat halten

wikipedia.org: Officia oratoris

netzwerk-lernen.de: PDF Dokument

welt.de: Interview zum Redetyp Brüllrede von Hitler und Goebbels

Bildquellen

Alle: Eigene Bilder

2 Kommentare zu „Unterschied: Rede, Vortrag, Referat und Präsentation“

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