Eines der größten Probleme einiger Vorträge, Uni-Vorlesungen oder Schulstunden ist, dass sie zwar von interessanten Dingen handeln aber in ihrer Darbietung total langweilig sind.
Dann bleiben Infos nicht wirklich bei den Zuhörern haften, sondern gehen zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus. Am Ende des Vortrags bist Du enttäuscht, weil so wenig von dem Dargebotenen hängen geblieben ist. Und Deine Zuhörer sind auch enttäuscht, weil sie um die gefühlt verlorene Zeit trauern.
Lass das nicht passieren! Schau dich lieber hier auf dem Blog um und beherzige einige der Tipps, die Deinen Vortrag zu einem Infotainment-Ereignis machen!
Inhalt
Einige werden nur bei der bloßen Nennung dieses englischen Hip-Begriffs zusammenzucken und das kann ich verstehen. Ich gehe daher auch auf die wichtigen Kritikpunkte des Infotainments ein.
Als Faustformel gilt aber, dass Dein Vortrag und Deine Präsentation dann gut werden, wenn sie eine Form des Infotainments sind.
Infotainment: Was ist das?
Infotainment ist eine Wortschöpfung. Es ist ein zusammengesetztes Kunstwort, ein Kunst-Kompositum, aus den englischen Worten information und entertainment:
Gemeint damit ist, dass die Infos so rübergebracht werden (sollen), dass sie auch unterhaltend sind. Denke hier etwa an Ciceros Ziele einer Rede: auch delectare also „erfreuen“ ist eines der Ziele! Beim Infotainment wird genau das beachtet, damit die dargebotenen Fakten leichter verstanden werden.
In den letzten Jahren wurde der Begriff Infotainment vor allem im Bereich „Auto“ salonfähig. Das Infotainment-System im Auto verknüpft nun Navi, Radio und andere Multimedia-Inhalte miteinander, zeigt die Infos möglichst leicht verständlich und vor allem optisch ansehnlich auf einem Display an. Im Auto ist Infotainment also die direkte Verknüpfung von Infos (Navi, Verkehrsnachrichten,…) und Unterhaltung (Radio, Handy-Kopplung,…) in einem System.
Inhalt vor Schönheit, aber…
Die eingangs angesprochene Kritik an Infotainment ist meist, dass viel zu viel Konzentration auf die schöne Darbietung zu Lasten der Informationstiefe geht. Speziell im Medienbereich wird hier der Hang zum Boulevard- Journalismus kritisiert.
Einige Beispiele von Infotainment, das sicher nicht nur positiv gesehen wird:
- ran Sat1 Fußball (90er!): Plötzlich waren auch Nebengeschichten wie Spielerfrauen, die Farbe des Mannschaftsbusses oder die Stadionmusik in einer Fußball-Berichterstattung wichtig.
- Nachrichtenmagazine Fokus/Spiegel/Stern, denen bisweilen nachgesagt wird, weniger Wert auf investigative Reportagen zu legen als auf „Hochglanz-Allerwelts-Nachrichten“
- Fernsehsendungen: „Galileo“ auf Pro7 als typisches Beispiel dafür, dass (angeblich) nützliches Wissen in kurzen Clips mit viel Videoschnitt, dramatischer Musik und Computeranimationen präsentiert wird, anstatt ein einzelnes Thema in aller Tiefe in einer 45 Minuten Dokumentation von mehreren Seiten zu beleuchten.
Im Interview mit Lehrerin Nicole Maschauer habe ich auch in Sachen Info-Darbietung etwas herausbekommen. Für Frau Maschauer wird schon der Inhalt Deines Vortrags höher als Darstellung gewichtet. Allerdings leidet bei unschöner Darstellung auch die objektive Bewertung dieses Inhalts.
Formen des Infotainments: Diagramme und Karten
Gerade auch Diagramme in der eigenen Präsentation können als Form von Infotainment aufgefasst werden.
Natürlich ist diese Art des Infotainments nicht mit Boulevard-Journalismus gleichzusetzen. Dennoch „erfreut“ auch ein schönes, übersichtliches und leicht verständliches Diagramm Deine Zuhörer im Gegensatz zu einer reinen Aufzählung der Zahlen in einer Liste. Denn auf diese Weise veranschaulichst Du deine Informationen bzw. Du machst sie bildlich begreifbar.
Daher ist es auch nicht verboten, sie hübsch zu gestalten, solange es 1) nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt bzw. es einem 2) nicht von der eigentlich viel wichtigeren Info-Recherche abhält und so den Fokus unnötig verschiebt. Mache daher erst Deine Faktenrecherche komplett, plane den Aufbau Deines Vortrags und gehe erst dann an die detaillierte „erfreuliche“ Umsetzung.
Infotainment von Statista
Die Diagramme bzw. Infografiken von Statista sind auch sehr gut für den Einsatz in einer Präsentation geeignet. Ein Beispiel für eine Infografik von Statista, die sogar zielgruppenrelevant ist:
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
P.S.: das Siezen kam durch die Zitation von Statista!
Infotainment selbst gemacht
Eine weitere Form der Diagramme kannst Du natürlich auch selbst in Powerpoint erstellen, etwa Balken-, Kreis- oder Kuchendiagramme. Ich rate aber auch hier wieder zu Sparsamkeit in Sachen Informationsdichte!
Als Erinnerung aus dem Artikel Weglassen – Eine hohe Kunst, welchen ich Dir in diesem Zusammenhang sehr ans Herz lege:
Links ist ein Diagramm von Wikipedia zu sehen, welches Du theoretisch in deine Präsentation einbauen könntest. Doch rate ich hier dazu, selbst auf Basis der Daten ein eigenes Diagramm in Powerpoint (rechts) zu basteln. Dieses Diagramm sollte besser verständlich sein: Der Informationsgehalt muss selbstverständlich erhalten bleiben, jedoch genügen weniger Fälle um eine Hauptaussage zu transportieren.
Infotainment Landkarten
Landkarten, auf denen bestimmte Orte, Gebietsgrenzen, Pfeile oder ähnliche Informationen eingearbeitet sind, können ebenfalls als Infotainment angesehen werden.
Eingesetzt in einer Präsentationsfolie gibt es im Grunde keine bessere Alternative, um geografische Begebenheiten zu veranschaulichen (beispielsweise in überragender Form im Putzger Historischen Weltatlas, den ich allen empfehlen kann, die sich für Geschichte und Gemeinschaftskunde interessieren!).
Beispiele für möglichen Einsatz (Schul- bzw. Uni-Fach):
- Zweigniederlassung von Firmen (Wirtschaft/Gemeinschaftskunde/…)
- Kriegsverläufe (Geschichte/Politik/…)
- Lage von (eher unbekannten) Ländern (Wirtschaft/Gemeinschaftskunde/Geschichte/…)
- Orte, an denen eine Person gewirkt hat (Geschichte/Politik/Detusch/…)
- Verbünde darstellen: NATO, EU, NAFTA, TTIP, Schengen, WTO, UNO,…
- Entwicklung von Verbünden darstellen: Beitritt der Neuen (NATO, EU,…)
Ich selbst habe dafür sogar schon vorgefertigte Karten von Wikipedia Nutzen können, die dort in den Artikeln zu meinem Thema abgebildet waren. Link zu Wikimedia Landkarten.
Komplexe Infografik nur eingeschränktes Vorbild
In der Wochenzeitung DIE ZEIT findet sich im Teil Wissen jede Woche eine große Seite, auf der mithilfe von Diagrammen, Schaubildern und Bildern ein Thema sehr anschaulich aufgearbeitet wird. Das ist ein typisches Beispiel für Infotainment: die Infografiken.
Für eine Powerpoint-Folie ist eine ganze Infografik viel zu voll mit Infos!
Doch hier gilt, dass Du eine Folie natürlich nicht so vollpacken kannst mit Informationen wie eine komplette Infografik. Bedenke, dass eine der Infografiken das komplette Thema abdecken soll. Für eine einzelne Folie ist dies völlig übertrieben!
Solltest Du ein Plakat zu deinem Vortrag gestalten, so ist eine solche Infografik als Ganzes schon wieder sehr viel besser als direktes Vorbild gedacht.
Gleichwohl kannst Du Dir auch von den Infografiken abschauen, wie Zahlen, Daten und Fakten ansprechend aufbereitet werden, sodass es dem Leser (bzw. dann auch Zuhörer) leicht fällt, die Aussage dieser Fakten zu begreifen.
Somit würde eine in mehrere Diagramme aufgeteilte Infografik theoretisch eine gute Präsentation ergeben, die Dich bei Deinem Vortrag unterstützt.
Schau Dir zum Beispiel bei den folgenden Linktipps einige gute Infografiken als Inspiration an, oder gib einfach bei der Google Bildersuche Dein Suchbegriff + „Infografik“ ein. Hierbei aber bitte beim Verwenden bzw. Veröffentlichen an das Thema Urheberrecht und Quellenangabe denken.
Fazit Infotainment
Alles in allem wollte ich Dir mit diesem Text das Konzept des Infotainments näher bringen und in welcher Form Du die Idee des Infotainments für Deinen Vortrag nutzen kannst. Infotainment verstehe ich in Bezug auf Vorträge und Präsentationen so, dass die Infos, die ich vermitteln möchte, auch immer so ansprechend dargeboten werden sollen, dass mein Publikum mir gerne zuhört und die Fakten leichter verarbeiten kann.
Merke aber: Wissen steht hierbei wie auch im Wort selbst an erster Stelle. Das Entertainment ist der Zusatz, um die Dinge schöner, leichter und angenehmer zu gestalten!
post scriptum [Lesetipps]
Im folgenden Abschnitt möchte ich dir noch einige Bücher vorstellen, die aus meiner Sicht hervorragend den Spagat zwischen Vermittlung nützlicher Informationen und anschaulicher Darstellung schaffen.
Gerade auch als Grundlage, um Dein Vortragsthema selbst überhaupt grundlegend zu verstehen, eigenen sich viele dieser Bücher sehr gut. Für das vertiefte Wissen musst Du gleichwohl noch selbst weiter recherchieren. Aber für sowohl für einen Überblick für sich selbst als auch für die Inspiration sind diese Bücher große Klasse!
Ich liebe beispielsweise, einfach im Putzger zu schmökern oder eine der tollen Infografiken anzuschauen und dabei zu lernen.
- Putzger – Historischer Weltatlas
- Deutschland verstehen: Ein Lese-, Lern- und Anschaubuch
- ZEIT Wissen in Bildern Vol. 2: Unsere Welt in 60 einzigartigen Grafiken
- dtv-Atlas Politik (dtv Nachschlagewerke)
- Baedekers Weltwissen (Baedeker Bildband)
Vieles vom Verlag Dorling Kindersley (DK):
- Das Philosophie-Buch: Große Ideen und ihre Denker (DK)
- BWL Kompakt: Der visuelle Crashkurs (DK)
- Geschichte: Die große Bild-Enzyklopädie mit über 3000 Fotografien und Illustrationen (DK)
- Mathe für Eltern: Was Sie wissen müssen, um Ihr Kind zu unterstützen (DK)
Quellen/Weiterlesen
Dieser Blog: Von Steve Jobs lernen
Aktion Deutschland hilft: Infografiken
bpb.de: Infotainment und Boulevardisierung
Bildquellen
Titelbild: abcdef
Statista: Quellenangabe direkt unter dem Bild.
BIP Grafik links: By Mavomi (Diskussion) [Copyrighted free use], via Wikimedia Commons