Endlich: Eine Buchreview über eins der besten Bücher zum Thema Präsentationstipps! Denn einer meiner Ansprüche an diesen Blog ist, dass ich Dir fundiertes Wissen weitergeben möchte. Dieses Buch ist dabei Pflichtlektüre.
Garr Reynolds und dessen Buch Presentation ZEN sind für mich eine der besten Inspirationsquellen in Sachen besser Präsentieren und Vortragen.
Bei der Vorstellung des Buchs wird Dir sehr viel bekannt vorkommen, so sehr haben mich in meiner Entwicklung schon die Ratschläge von Reynolds beeinflusst. Mir ist erst bei der Review des Buches wieder bewusst geworden, dass viele Tipps dieser Homepage auf Gary Reynolds Buch und dessen Vorträge zurückgehen, die bei YouTube zu sehen sind (siehe unten)! Daher wundere Dich nicht, wenn ich zu vielen Artikeln intern verlinke oder Dir einige Passagen bekannt vorkommen.
Interessant zu wissen ist, dass Reynolds seine Tipps vor allem an Business Speakers richtet. Er bezieht sich des Öfteren lobend auf Steve Jobs (wie ich auch) und er berät Unternehmen. Aber auch im Schul- bzw. Uni-Umfeld konnte ich sehr viel lernen.
Worum wird’s in dieser Buchbesprechung gehen?
Inhalt
Zur Person
Garr Reynolds ist vielen Menschen, die sich mit Präsentationen beschäftigen, ein Begriff. Auf YouTube stößt man recht schnell auf seine Vorträge und auch im (digitalen) Buchladen steht das hier vorgestellte Buch hoch im Kurs.
Reynolds wird als Kommunikationsexperte bezeichnet, der als Speaker und Berater auch mit vielen großen Unternehmen zusammenarbeitet. In Japan, wo Reynolds seit den 80er Jahren lebt, hat Reynolds die Stelle des Associate Professor of Management an der Kansai Gaidai University inne und ist zudem als Direktor von Design Matters, einer Apple Pro User Group, welche Netzwerk-Events für Leute aus der Design und Marketing Branche zusammenkommen. Zuvor arbeitete Reynolds unter anderem auch als Manager für die Worldwide User Group Relations für Apple.
Worum geht’s beim ZEN?
Kurz: Simple but beautiful
Die drei Grundideen des Presentation ZEN, angelehnt an die Art des Buddhismus, sind für Reynolds:
- Simplicity, also Einfachheit (bzw. eher Effizienz: Maximaler Effekt mit minimalem Einsatz. Alles „Unnötige“ raus. Nicht alles auf die Folien, was man sagt.)
- Restraint, also Zurückhaltung (Du musst und sollst nicht „alles“ zeigen)
- Naturalness, also Natürlichkeit (Rede möglichst wie in einer Konversation, also nicht steif)
Die Großkapitel des Buches
- Vorbereitung (Preparation)
- Design
- Überbringen/Vortrag (Delivery)
- Nächster Schritt (Next Step)
Lustigerweise in Form einer Stichpunkt Liste. Daran siehst Du deutlich, dass Lesen und Vortragen unterschiedliche Anforderungen an das Design des Mediums stellen!
Meine Take aways
Plane analog
Für Reynolds ist das einer der wichtigsten Lektionen (S.45). Starte Deine Vorbereitung für den Vortrag nicht am Computer, sondern analog. Das kann old school mit Stift und Papier passieren, oder mit Post-it Zetteln oder einem Whiteboard (Tafel und Marker) (S.48ff.).
Wie stark mich das Buch beeinflusst hat, siehst Du an meiner Case Study: Ich selbst bin großer Fan davon, zuerst Notizen für die Gliederung und Skizzen für die Folien anzufertigen (auch im Buch: S.98), und erst dann die Software zu öffnen.
Denn so habe ich das Gefühl, kreativ denken zu können und nicht schon die Vorgaben des Programms erfüllen zu müssen/wollen.
So What?
Versetze Dich ins Publikum und frage die „richtigen“ Fragen.
Die wichtigsten zwei Fragen für Reynolds sind „Was ist mein Kernpunkt?“ und „Warum ist das wichtig“ In Kurzform kannst Du Dich also bei jeder Folie fragen: „Ok, und?“ bzw. im englischen wirkungsvoller: „So What?“ (S.66)
Um zu prüfen, ob Du die wichtigsten Punkte deines Themas parat hast und einfach erklären kannst, empfehle ich den Aufzug-Test, den auch Reynolds erwähnt (Elevator Test, S.66).
Handouts
Deine Präsentation besteht nach Reynolds aus drei Teilen: Den Folien, die das Publikum sieht, den zusätzlichen Notizen, die nur Du während des Vortrags siehst, und schließlich dem Handout, das Du verteilst.
In dieses Handout kommen die detaillierten Informationen, genaue Statistiken und Legenden, welche auf den Folien nur für Unübersichtlichkeit sorgen würden, also die „harten“ Fakten.
Einen extra Artikel zum Thema Handout gibts auch hier auf meinem Blog.
Verankere Deine Ideen
Dass eine Idee beim Publikum haften bleibt („Made to stick“, S.79ff.), erreichst Du durch sechs Kernprinzipien:
- Einfachheit (So what? Kernpunkt!),
- Unerwartbarkeit (Überrasche Dein Publikum, wecke dessen Neigier),
- Greifbarkeit (Verwende Beispiele, Metaphern, nichts Abstraktes),
- Glaubwürdigkeit (Gib Zahlen und Statistiken eine Bedeutung, verwende Zitate),
- Emotionen (spreche Gefühle an, verwende Bilder, visualisiere!),
- Geschichten (Erzähle Deine Ideen, statt sie nur aufzuzählen)
Ballast abwerfen
Dieser Rat ist im Grunde schon in meinem Lieblingstext Weglassen-Eine hohe Kunst, ausformuliert, ohne dass ich noch wusste, wie stark sich mein Verständnis auf Reynolds Buch bezieht. Die Grundgedanken sind zusammengefasst „Einfachheit!“ (S.128 ff.), „Mehr Relevantes, weniger Irrelevantes“ und „Platz/Leere zulassen“ (S.161ff.).
Dazu gehört auch der oben genannte Rat, sich zu fragen, was die Kernbotschaft ist, und nur diese letztendlich auf die Folie zu bringen. Den Rest erzählst Du dazu.
Ebenso dazu zählt die Ausgestaltung von Diagrammen bzw. der Visualisierung von Statistiken (S.134ff.), bei denen Du Dir bewusst sein solltest, was die Grafik aussagen soll. Den Rest, der nicht zu der Hauptaussage passt, sollte nicht auf die Folie, sondern gehört als Detailwissen auf das Handout.
Ich habe das Thema ausführlich im Beitrag 5 Dinge, die ich über Powerpoint gelernt habe beschrieben. Gerade bei diesem Thematik waren Reynolds Beispielfolien (S.134-140) die Inspiration schlechthin für mich.
Bilder nutzen, um Kernprinzipien zu erfüllen
Mit Hilfe von Bildern (S.144ff.), die Emotionen transportieren und gleichzeitig auch viele Wörter auf der Folie ersetzen können, schaffst Du es, die drei Grundideen von ZEN (Einfachheit, Natürlichkeit und Zurückhaltung) leichter umzusetzen. Auch hier sind Reynolds Beispielfolien eine tolle Quelle der Inspiration (S.148ff.).
Weiteres
Zum Aufbau siehe oben die Großkapitel. Meine wichtigsten Take-aways sind auch in der Reihenfolge notiert, wie sie im Buch vorkommen.
Die Gestaltung orientiert sich sozusagen am Inhalt selbst und es werden häufig Bilder oder Zitate auch auf den Buchseiten eingesetzt. Ebenso lässt Reynolds im Buch viel Platz einfach weiß. Das Buch transportiert so die gerade erklärten Lektionen selbst.
Besonders wertvoll machen das Buch für mich die vielen Beispielpräsentationen, anhand derer du die Tipps auch in ihrer Umsetzung siehst und so Dich daran orientieren kannst.
Diese Beispielpräsentationen sind kleine Case Studies (S. 187-209). Es werden teilweise auch die Skizzen für die Folien gezeigt und dann auch deren Umsetzung am Computer (zB. S.104f.)
Einige Beispielpräsentationen findest Du auch auf Reynolds Slideshare Konto.
Im letzten Kapitel gibt’s noch Tipps direkt für das Vortragen an sich, also das gesprochene Wort. Ein schöner Hinweis gindet sich in einer der Zusammenfassungen dazu:
„Du wirst es leicht und natürlich aussehen lassen, wenn Du wie Dich wie verrückt darauf vorbereitest und übst“ (S.229).
Nun, „like mad“ (S.229) musst Du nicht üben, aber ja, gerade durch Übung gewinnst Du die Sicherheit, welche Deinen Vortrag leicht aussehen lassen, wenn’s drauf ankommt.
Außerdem gibt’s noch Tipps zum Vortragsbeginn (S.236): Connection mit Deinem Publikum aufbauen durch einen PUNCH, zum Beispiel durch eine persönliche Geschichte, einen überraschenden Fakt oder eine herausfordernde Frage.
Das Buch schließt mit Ratschlägen, die ich zusammenfasse unter einem meiner Lebens-Mottos:
Fazit
Ich war und bin weiterhin begeistert von diesem Buch. Gerade die vielen Beispielfolien haben mir direkt gezeigt, wie es (anders) geht. Das Buch hat mich offenbar so stark beeinflusst, dass ich manches erst bei dieser Buchbesprechung wieder gemerkt habe.
Ich gebe dem Buch 5 von 5 Sternen.
Was bringt Dir das Buch?
- Viele, viele, viele Beispiele als Inspiration (Folien und ganze Präsentationen)
- Detaillierte Foliendesigntipps
- Zusammenfassungen am Ende eines Kapitels zum schnellen Nachschlagen
- auch fürs Business Umfeld geeignet
- zusätzlicher Input in der Hand zusätzlich zum Blog
Quellen/Weiterlesen
Hinweis: Die folgenden Webseiten sind auf Englisch
Slideshare Konto Garr Reynolds
Garr Reynolds Homepage: Vorstellung
Garr Reynolds Blog Presentation ZEN
Garr Reynolds Homepage: Presentation Tipps
Mini-Interview mit Nancy Duarte
Interview mit Garr Reynolds über sich
Bildquellen
eigene Bilder