Präsentationen kreativ gestalten: Drei Möglichkeiten

Dein Publikum fürchtet den Tod durch Aufzählungspunkte. Dein Publikum möchte mehr als nur berieselt werden. Deine Chance: Sei kreativ!

Okay, ja, eine Präsentation selbst zu erstellen ist in Teilen ja schon ein kreativer Akt. Doch im folgenden Beitrag meine ich eine andere Ebene: Dein Vortrag und Deine Präsentation selbst können kreativ sein. Das geht auch ohne Powerpoint…Bei einer kreativen Darstellung Deiner Präsentation verlässt Du den typischen Pfad einer reinen Powerpoint Präsentation.

Kreativ meine ich im Sinne von originell, erschaffend oder unkonventionell.

Im Folgenden stelle ich Dir drei Möglichkeiten vor, die Präsentation und Deinen Vortritt an sich kreativ bzw. kreativer zu gestalten. Dein Publikum wird es Dir danken, wenn es nicht schon wieder nur eine weitere Powerpoint Präsentation zu sehen bekommt.

Der Artikel erweitert und ergänzt die Vorstellung der verschiedenen Präsentationsarten.

Tafel

Eine Tafel bietet Dir sehr viel Fläche, um Deine Infos darzubieten. Dabei kannst Du an der Tafel zum einen mit Kreide schreiben wie Du es sicher aus der Schule kennst, und Du kannst in aller Regel mit Magneten vorbereitete Dinge (Blätter, Landkarten, Pfeile aus Papier oder Pappe) an der Tafel befestigen.

Achte bei den bedruckten Dingen unbedingt auf eine ausreichende Größe, also als Faustregel DIN A3 für beschriebene Blätter, DIN A4 für ein Bild und bei der Schriftgröße solltest Du vorher dringend testen, dass man den Text auch aus den hinteren Reihen lesen kann.

Du kannst an der Tafel ein einziges großes Schaubild entstehen lassen.

Das Schaubild kann eine große und übersichtliche Tabelle mit Pro- und Contra-Argumenten sein, eine Mindmap, ein Zeitstrahl oder eine Art Netzwerk. Genau um solche Netzwerke geht es unten bei den Beispielen aus der Kabarett- bzw. Satiresendung Die Anstalt.

Das Besondere an dieser Art der kreativen Gestaltung der Präsentation ist der schrittweise Aufbau des Tafelbildes. Dabei besteht das Bild selbst aus relativ simplen Bildern und einer Menge Pfeilen. Dazu kannst Du verschiedene Farben bei der Kreide einsetzen, etwa um bestimmte Begriffe hervorzuheben.

Gerade durch diesen Aufbau nach und nach kann Dir Dein Publikum gut folgen, auch wenn das Tafelbild am Ende kompliziert aussieht und einen komplexen Sachverhalt veranschaulicht. Oder eine Präsentation in Mathematik halten darfst…

Natürlich planst Du das Tafelbild zuvor und malst nicht erst in der Prüfungssituation das Bild an. Dennoch wirkt die Erstellung eines Tafelbildes selbst wie ein kreativen Akt. Du erschaffst an der Tafel etwas Neues für die Zuschauer, nämlich eine skizzenhafte Veranschaulichung der Informationen, die Du mündlich vorträgst.

Für die Neumodischen unter uns: Das Whiteboard ist die neumodische Schwester der alten Kreidetafel. Für ein Whiteboard gilt so ziemlich das Gleiche wie für die Tafel, nur dass Du am Ende Dein Werk sogar als Bild bzw. PDF speichern kannst und dann ggf. an Dein Publikum versenden kannst.

Praxisbeispiele: Kabarett und Satieresendungen

Beim Kabarett und bei Satieresendungen werden interessante Zusammenhänge ganz im Sinne des Infotainment dargeboten, in einer Verbindung von Informationen mit Entertainment.

Dieses Infotainment ist leichter zu verdauen als trockene Vorträge.

Die Darstellungen im Kabarett sind oft sehr pointiert, bzw. manches wird auch verkürzt dargestellt. Die Darbietungen genügen keinen wissenschaftlichen Standards, doch darum geht es in diesem Beitrag nicht. Wissenschaftliche Arbeitstechniken lernst Du natürlich nicht von Satieresendungen.

Allerdings sind die Hintergrundinfos in aller Regel sehr gut recherchiert. Die Anstalt verweist gezielt auf die Quellenangaben, die von der Redaktion in sehr ausführlicher Art und Weise als PDF online zur Verfügung gestellt werden.

Wichtig: Comedy ist hier nicht mit eingeschlossen, denn Comedy ist in aller erster Linie purer Spaß mit Witzen, wohingegen Kabarett auch eine Botschaft vermitteln möchte, nur eben auf eine humorvolle Weise. Nicht selten bleibt einem hierbei das Lachen jedoch im Halse stecken angesichts so mancher ersten Themen.

Eine große Leistung der Kabarett- bzw. Satiresendungen ist also die Darbietung der Infos auf eine anschauliche, unterhaltsame und meist auch kreative Art und Weise.

Nicht nur durch ihre Wortwahl, die Pointierung, sondern auch durch die kreative Darstellung der Infos gelingt es guten Kabarett- „Präsentationen“, die Infos so leicht verdaulich zu machen. Selten werden dabei übriges Powerpoint Präsentationen gehalten…

Zwei hervorragende Präsentationen, die ich Dir als Beispiel zeige, wurden eben mit dem Medium gehalten, das gerade vorgestellt habe: Einer Tafel.

Schaut euch eines der folgenden beiden Videos an und achtet darauf, wie das Tafelbild entsteht. (Hinweis: Ihr verlasst die Seite und gelangt auf YouTube)

Pelzig – Goldman Sachs

Die Anstalt – Netzwerk Altersvorsorge

In den beiden Videos stellen Erwin Pelzig bzw. auch Max Utoff und Klaus von Wagner ein komplexes Netzwerk von Beziehungen vor, das man nicht voll begreifen würde, wenn sie es nur mit Worten beschreiben.

Mindestens schwer zu begreifen wäre das Netzwerk auch, wenn es von Anfang an voll zu sehen gewesen wäre. Das Publikum wäre erschlagen gewesen von zu viel Infos auf einmal.

Der Aufbau in mehren Schritten erleichterte das Verständnis immens und wirkte dabei für mich wie frei von der Hand.

Flipchart

Male zur Unterstützung Deines mündlichen Vortrags skizzenhaft Diagramme (Balken-, Kuchendiagramm) einzelne wichtige Zahlen (Kennzahlen, Vergleichswerte, Veranschaulichung von großen Zahlen mit vielen Nullen) oder Schaubilder (Netzwerke, Pyramiden, Kreise, einen symbolischen Weg, einen Zeitstrahl) auf den Flipchart.

Beachte das Attribut skizzenhaft: Die Diagramme müssen natürlich nicht auf das Prozent genau sein, sondern nur in etwa die Proportionen veranschaulichen können (z.B. grob 75 zu 25).

Die Präsentation auf dem Flipchart unterstützt Dich, statt Dich zu ersetzen.

Wie beim Tafelbild auch ist die Stärke des Flipcharts die unmittelbare Kreation des Bildes während des Vortrages. Auch hier bereitest Du Dich darauf vor, genau diese Skizze anzufertigen und darfst sie vor dem Vortrag üben (z.B. auch an dem Flipchart oder der Tafel zu schreiben will geübt werden).

Du zeichnest die Skizze während des Vortrags dann erneut „frei Hand“. Dadurch wirkt dieser Akt sehr kreativ, weil Du selbst der Erschaffer bist und damit viel deutlicher selbst der Mittelpunkt Deines Vortrags bist, statt bei einer Computerpräsentation. Du agierst. Du erklärst.

Auch hierzu gibt es ein klasse Video eines von mir sehr geschätzten TED-Talks, auf das ich schon des Öfteren verwiesen habe: Ein Video von Simon Sinek. (Hinweis: Ihr verlasst die Seite und gelangt auf YouTube).

Interaktiv

Ich habe bisher bewusst die Powerpoint Präsentation als Medium außen vor gelassen.

Hier sehe ich nämlich eine große Gefahr bei der Interpretation von kreativ. Denn kreativ meint nicht kindisch. Eine Powerpoint Präsentation mit Hüpfen usw. ist nicht kreativ, sondern untergräbt Deine Seriosität. Nur einige wenige Animationen sind wirklich gut für eine Präsentation zu gebrauchen, doch das ist eine andere Baustelle.

Dennoch kannst Du zusätzlich zu Deiner Powerpoint Präsentation kreative Elemente in Deinen Vortrag einbauen.

Diese kreativen Elemente beinhalten eine Form der Interaktion mit Deinem Publikum, damit es das Gefühl bekommt „mitten drin“ zu sein und Teil zu haben, statt sich nur berieseln zu lassen.

Mit solchen interaktiven Phasen wirkst Du auch dem Drang nach geistiger Ablenkung Deines Publikums entgegen, sobald dessen Aufmerksamkeit abzuschweifen droht. Also nach etwa 10 Minuten durch WhatsApp, Mails, Jodel oder Ähnliches. Ein paar dieser Methoden kannst Du auch hervorragend als Einstig in Deine Präsentation nutzen.

Publikum fragen

Stelle Deinem Publikum im Rahmen eines kleinen Quiz eine Fragen zu Deinem Thema (z.B. am Start). Es sollten keine all zu schweren (Detail) Fragen sein. Denn so kannst Du Dein Publikum vor Deinem Vortrag ggf. das positive Gefühl geben, schon ein bisschen was über das Thema zu wissen. Deine Aufgabe ist es nun, dieses Wissen zu erweitern. Weitere ähnliche Methoden der Interaktion sind Schätzfragen oder Abstimmungen zu bestimmten Teilbereichen Deines Themas. Diese Fragen kannst Du auch zur Auflockerung während des Vortrags stellen, und so Dein Publikum „aktivieren“.

Publikum reden lassen

Aus der Schulzeit inspiriert kannst Du bei passender Gelegenheit Dein Publikum Begriffe oder Argumente nennen lassen und diese an der Tafel sammeln (damit sogar kreativer Medienmix). Dies geschieht zusätzlich zur vorbereiteten Präsentation, und Du kannst dann die Ideen des Publikums mit Deinen vorbereiteten Ideen vergleichen. Das klappt zum Beispiel mit einem Brainstorming zu einem zentralen Begriff Deines Themas oder aber bei Pro- und Contra-Argumenten zu einer Position. Eine Diskussion kann auch am Ende über das Thema Deines Vortrags oder eine vorbereitete Diskussionsfrage stattfinden. Das ist an der Uni meistens gefordert, damit auch die anderen Studenten und Studentinnen sich einbringen dürfen bzw. müssen, insbesondere wenn es um die Erkenntnisse aus der Pflichtliteratur geht.

Für die ganz besonderen Momente kannst Du mit etwas Mut sorgen. Einige Beispiele habe ich bereits im Artikel über Special Moments aufgelistet. Besonders unkonventionell und damit kreativ ist z.B. das Erschrecken Deines Publikums (bei passendem Thema natürlich; Lorbeeren gehen an meine Sis für die Idee). Ebenfalls gutes Selbstvertrauen und eine gewisse Ausstrahlung erfordert einen Witz zum Einstieg. Denn dieser Witz sollte wirklich zünden, sonst wird es evtl. peinliches Schweigen geben.

Publikum provozieren

Auch angreifbar machst Du Dich z.B. mit einem sehr provokanten Statement oder ein Klischee zu Beginn Deines Vortrags. Hier fallen mir Aussagen über Beamte ein (bedenke, dass Deine Lehrperson sehr wahrscheinlich zu dieser Gruppe gehört), oder Aussagen über eine Volksgruppe (und damit potentiell rassistisch), oder Aussagen zu einer heiklen politischen Lage (und provokant die unpopuläre Seite vertreten). Diese Statements müssen natürlich stets zum Thema passen (also z.B. Beamte: Thema öffentlicher Dienst; Volksgruppe: Thema Integration; politische Lage: Thema Nordkorea) und sollten im Vortrag selbst dann möglichst neutral neu-bewertet werden, bzw. Teil einer Pro-Contra Auseinandersetzung sein.

Quellen/Weiterlesen

Bildquellen

Titelbild: eigenes Bild

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